Chronik

Stunde, Tag und Jahr der Gründung der Birkesdorfer Schützenbruderschaft muß im 17. Jahrhundert oder noch früher gewesen sein. Durch Kriegseinwirkung sind leider Unterlagen über die Geschichte der Bruderschaft in Verlust geraten. Der nachfolgende kurze Rückblick kann demnach nur in groben Zügen die Vergangenheit schildern.
 

Ihren nachweislichen Ursprung hat die Schützenbruderschaft in der Herz-Jesu-Bruderschaft ,die ursprünglich in Rom eingetragen ist. Eine noch vorhandene offizielle Gründungsurkunde der Schützenbruderschaft St. Petrus vom 26. Januar 1845 ist unterzeichnet: Roerburg , Pfarrer; H. Gürzenich, Bürgermeister; F. Grysar, Beigeordneter; Peter Josef Gelen, Schützenmeister.
 
In dieser Urkunde ist ferner der Termin des alljährlichen Schützenfests festgehalten: Drei Wochen nach Pfingsten in der Oktav des Herz-Jesu-Festes.
Im Jahre 1929, bei der Gründung der Rheinisch-Westfälischen Erzbruderschaft vom Heiligen Sebastianus, wurde der Name geändert in Schützengesellschaft und Bruderschaft St. Petrus, gegründet 1845 und als solches in Rom durch Vermittlung des verstorbenen Pfarrers Georg Maria Rody eingetragen. Auf diesen Namen wurde der Bruderschaft im Hl. Jahr 1933 in Rom das Anno Santo Kreuz verliehen.
     
Daß die Bruderschaft früher schon Bestanden haben muß, beweist der Artikel IV, der zur Gründungsurkunde gehörenden Statuten, in dem es Heißt : "Diejenigen, welche vor 1845 der Bruderschaft einverleibt waren , bleiben fernerhin Mitglied der Bruderschaft unter dem Versprechen,  gegenwärtige Statuten anzuerkennen und denselben nachzukommen."
     
Das historisch zu bezeichnende Buchband über Urkunde und Statuten, ist in den einzigartig schönen Schriftzügen der damaligen Zeit handgeschrieben. Eine Fahne, welche die Zerstörungen der beiden Weltkriege Überdauert hat und noch im Besitz der Schützenbruderschaft ist, hat nach den darauf geschriebenen Jahreszahlen heute ein Alter von über 150 Jahren.
      
Die Jahreszahlen 1845-1854 deuten einmal auf das Jahr der Urkunde und zum anderen auf das Erschaffungsjahr der Fahne, die wahrscheinlich gegen Ende des 19.Jahrhunderts angeschafft wurde, trägt ebenfalls die Jahreszahl 1845 als Gründungsjahr. Aufgestickt ist der Name "Wilhelm Gilde" , auf der anderen Seite trägt sie das Bild des hl. Petrus, des Pfarrpatrons von Birkesdorf. Der Name Wilhelm Gilde deutet auf den Namen des Volkstümlichen Fabrikanten Kommerzienrat Wilhelm Schüll, der sich durch die hochherzige Stiftung des Birkesdorfer Krankenhauses für alle Zeiten ein Denkmal in den Herzen der Birkesdorfer geschaffen hat.
     
Hier ist auch zu erkennen, daß im Geiste des ökumenischen Gedankens von heute, die Birkesdorfer Schützenbruderschaft schon damals wie heute, andersgläubige, edelgesinnte und die brüderliche Gemeinschaft bejahende Mitbürger in ihre Reihen aufnahm. Im Jahre 1920, dem 75. Gründungsjahr der Birkesdorfer Schützenbruderschaft, wurde der Bund der ,,Ländlichen Bruderschaften im Kreise Düren", dem fast 60 Bruderschaften beitraten, in Birkesdorf gegründet.
      
Beim großen, feierlichen Zusammenschluß der 1300 Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, im Jahre 1928 in Köln, war die Birkesdorfer Schützenbruderschaft mit fliegenden Fahnen dabei. Ein denkwürdiger Tag war im Jahre 1934. Die Birkesdorfer Schützenbruderschaft vereinigte sich mit der ,,Volkstümlichen Bogen- und Scheibenschützengesellschaft". Josef Stick und Peter Schiffer, beide damals Schützenmeister, reichten sich die Hand und prägten den neuen Namen
       
,,Schützenvereinigung und Bruderschaft St. Petrus 1845 Birkesdorf'.
    
In ihr seien von nun an, so war es gewollt und gemeint, alle Birkesdorfer Schützen vereint. Im Jahre 1974 wurde dann die Bruderschaft als e.V. in das Vereinsregister eingetragen.
  
Traditionsreiche Fahnen und die Königskette sowie alle Unterlagen über die Geschichte der Schützenbruderschaft sind bis auf die zuvor erwähnte Urkunde und Fahnen in den turbulenten Monaten, Anfang des Jahres 1945, als unsere Heimat Frontgebiet wurde, leider in Verlust geraten. Geblieben aber sind Geist und Ideale des Schützengedankens und, in Verbindung damit, die Pflege von Brauchtum und Tradition der Schützenbruderschaft.
      
Hiervon getragen, haben die aus Krieg und Evakuierung zurückgekehrten Schützenbrüder unter ihrem Präses Pfarrer Freischheim einen entscheidenden Beitrag zu den ersten Impulsen für das Vereins- und Kulturleben in unserer Heimatgemeinde Birkesdorf nach dem zweiten Weltkrieg geleistet.
    
Im Jahre 1948 wurde der Kreisschützenbund Düren u. a. durch die Initiative des ersten Generalpräses der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, Dr. Peter Louis, in Birkesdorf neu begründet. Die Ausrichtung des ersten Kreisbundes-Schützenfestes wurde im Jahre 1949 von der Birkesdorfer Schützenbruderschaft übernommen. Unvergessen bleibt dabei der Besuch des volkstümlichen Bischofs Dr. Johannes Josef van der Velden. Von Düren her kommend, wurde er von den Schützen durch einen großen Triumphbogen und durch ein Spalier vieler Menschen, zur Kirche geleitet.
     

Bei diesem öffentlichen Auftreten unserer und fast fünfzig weiterer Schützenbruderschaften aus dem Kreisgebiet nach dem Kriege hatte unser damaliger Schützenkönig Hubert Saus die Ehre, unser Königssilber zu tragen. Er wurde 1948 Nachfolger von Martin Nesselrath sen., der von 1939 an über die Kriegswirren hinweg die Königswürde trug. Getreu dem Wahlspruch: ,,Für Glaube, Sitte und Heimat" waren die Birkesdorfer Schützen stets bemüht, in christlicher Überzeugung und Verantwortung, in harmonischer Übereinstimmung mit der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit, das Gemeinschaftsleben mit zu gestalten.
   

Nicht nur die volkstümliche Gestaltung des alljährlichen Schützen- und Volksfestes in althergebrachter Weise, mit dem Besuch der Kleinen in den Kindergärten am Freitag, Samstagabend mit dem musikalischen Gruß bei der geistlichen Obrigkeit, der großen Ovation am Hause des Schützenkönigs, mit dem großen Zapfenstreich, dem betont feierlichen Kirchgang und dem festlichen Gottesdienst am Sonntagmorgen mit den politischen Vertretern des Ortes, ist der Schützenbruderschaft angelegen. Auch der anschließende große Umzug durch unsere Heimatgemeinde mit den befreundeten Bruderschaften und dem großen Interesse der Bevölkerung bereichert das Schützenfest.
    
Außerdem die Volksfreude im Festzeit und auf dem Festplatz, der traditionelle Königsvogelschuß am Sonntagmittag, der Königsball am Sonntagabend bis hin zum Friedhofsgang mit Ehrung der Verstorbenen und Kranzniederlegung am Montagmorgen. Als Zeichen der Verbundenheit zu dem St. Marien-Hospital und dessen Patienten gehört der musikalische Morgengruß im Park des Krankenhauses zum festen Bestandteil des Schützen- und Volksfestes.
      
Bei dem höchsten Fest der Schützenbruderschaft obliegt ihr die ehrenvolle Verpflichtung in der Mitgestaltung der Fronleichnamsprozession. Weiterhin die Unterstützung während des St. Martins-Abends bei den Schulen und Kindergärten, dem Ordnungsdienst bei der Erstkommunionfeier und der Mitbetreuung der Kranken.
   
Ein Ruhmesblatt in der Geschichte der Birkesdorfer Schützenbruderschaft ist das Jahr 1957. Der Birkesdorfer Schützenkönig Jakob Kuhlemann errang beim Bundeskönigsschiessen die Bundeskönigswürde. In seinem Königsjahr1959-1960 vertrat er die Birkesdorfer Farben (Grün-Gold) in würdiger Weise, unterstützt und begleitet von einer repräsentativen Abordnung der Birkesdorfer Schützen, auch beim Eucharistischen Weltkongress in München und der Papstaudienz in Rom . Seine Gattin Nelly setzte in der Diasporagemeinde Michelstadt im Odenwald den Schlußbaustein zu einer aus Schützensammlungen gebauten Kirche.
   
Schützen bauten auch in Birkesdorf auf dem Sportplatzgelände an der Rur wurde 1960 durch die Initiative von Jakob Lölsdorf, damaliger Schützenmeister (1948 bis 1969), dem F.C. Viktoria und der Gemeinde Birkesdorf in einem gemeinsamen Gebäude, eine Wohnung, ein schönes Heim für die Fußballer und ein Schießstand erbaut. Die neue Trainingsmöglichkeit wurde im November 1963 eingeweiht. Für die Schießabteilung zeichneten sich schnell die ersten Erfolge ab.
      
Die Jungschützenmannschaft wurde 1966 in der Disziplin Luftgewehr und Kleinkalibergewehr Verbandsmeister. Ebenfalls errang Willi Schümmer in der Schützenklasse Kleinkalibergewehr und Balthasar Gehlen in der Jungschützenklasse Luftgewehr den Verbandsmeistertitel. Willy Saus gelang der erste große herausragende Erfolg 1969 beim Bundesschießen in Bad-Godesberg. Er errang mit 29 Ringen die Bundesprinzenwürde. Damit wurde die Bruderschaft weit über ihre Grenzen hinaus bekannt. Eine Änderung im Ablauf des Schützenfestes erfolgte 1972. Die Veranstaltungen wurden nicht mehr in althergebrachter Weise im Festzeit, sondern in der neuerbauten Festhalle durchgeführt. Die nachfolgenden Jahre zeigten jedoch, daß die Bevölkerung die ,,Zeltatmosphäre" vermißte und die Besucherzahlen sich stark verringerten. Einen weiteren großartigen Erfolg für die Bruderschaft verzeichnete Hermann-Josef Karduck 1979 in Bonn. Als zweiter in der Geschichte der Bruderschaft errang er die Bundeskönigswürde mit 29 Ringen.
      
Auf seine Initiative fanden 1980 die Feierlichkeiten des Schützenfestes wieder in einem Festzelt statt. Diese Atmosphäre im Festzelt fand bei den Besuchern wieder einen größeren Zuspruch. Dadurch verbessern sich in den folgenden Jahren die finanzielle Situation der Bruderschaft. Ebenfalls wurde 1980 Bernard Naphausen neuer Pfarrer in Birkesdorf. Die Bruderschaft beteiligte sich am feierlichen Hochamt. Er löste Pfarrer Wilhelm Leuchtenberg ab, der dieses Amt seit 1959 ausübte. Die Bruderschaft dankte dem scheidenden Präses und ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Präses Bernhard Naphausen wurde im März 1993 zum Dechant ernannt.

Der erste Bundesschülerprinz in der Geschichte der Bruderschaft wurde 1983 in Aachen im Alter von 15 Jahren Stefan Schiffmann. Mit diesem 4.Titel in der Bundesebene setzte sich die Erfolgsserie der Bruderschaft fort, die damit als einzige im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften bis heute diese Erfolge vorzeigen kann.
      

Aufgrund der Novellierung des Waffengesetzes und Auflagen der Kreispolizeibehörde wurde der Hochstand im Jahre 1987 neu erbaut. Dieser Neubau ermöglichte es, daß der Königs-, Prinzen-, und Hauptvogelschuß mit einer anonym gespendeten Donnerbüchse ordnungsgemäß durchgeführt werden konnte.
     

Bei der Einweihung wurde dieser mit dem Namen "Jakob-Kuhlemann-Hochstand" benannt.
    

1990 mußte die komplette Kleinkaliberanlage mit erheblichem Kostenaufwand erneuert werden. Unser Schützenheim, mittlerweile fast 30 Jahre alt, benötigte dringend Renovierungsarbeiten. Durch finanzielle Unterstützung der Stadt Düren, Spendengelder und tatkräftige Unterstützung von Schützenschwestern und Schützenbrüdern wurde das Schützenheim größtenteils in Eigenleistung renoviert.
     

Die Umbauarbeiten begannen im Jahre 1992 und endeten 1993. Für die Einweihung am Samstag den 3. April 1993 wurde zahlreiche Ehrengäste, Vertreter der Stadt, die befreundeten Bruderschaften, die Fachverbände ,Gönner und Freunde eingeladen. Unser Präses segnete das umgebaute Schützenheim und übergab es seiner Bestimmung. Alle Gäste konnten als Erinnerung einen Tonkrug mit einer Widmung und unserem neuen Emblem in Empfang nehmen.

Als nächstes bauliche Aktivität erfolgte die Neuerstellung des Feuerleitstandes am Hochstand. Das vorhandene Holzhaus wurde durch einen massiven Steinbau ersetzt,  welcher den Sicherheitsstandard optimierte. Weiterhin wurde die Überdachung der Lafette für die Donnerbüchse komplett erneuert. Auch hier konnte man sich auf unsere Schützenschwestern und Schützenbrüder in allen Dingen, wie z.B. Spenden und Arbeitseinsatz, verlassen.

Unsere Schießabteilung konnte 1994 auf ihr 5Ojähriges Bestehen zurückblicken. Das Entstehungsdatum, 21. Mai 1944, ist durch die abgebildete Ehrenurkunde belegt. Seit 1944 werden Schießwettbewerbe und Wettkämpfe von Alters-, bis Jungschützenklasse in verschiedenen Disziplinen durchgeführt. Durch den neuen, modernen Schießstand für Luftgewehr, Luftpistole und Kleinkaliber konnten unsere aktiven Schützenschwestern und Schützenbrüder ihre Schießleistungen in allen Klassen national und international steigern.
      

Vom 18. bis 20. November 1994 wurde dieses Jubiläum mit einem Kleinkaliberpokalschießen begangen. Hierzu wurde die Bruderschaften des Bezirksverbandes Düren-Nord eingeladen. Im Jahre 1992  wurde durch die Schießabteilung der erste Familientag für die Angehörigen, Freunde und Bekannten der Schützenbruderschaft am Hochstand durchgeführt. Neben einem Preisschießen wurden verschiedene Pokale ausgeschossen. Besonders zu erwähnen ist hierbei der Christian Adrian Gedächnispokal. Christian Adrian verstarb 1987 in seinem Königsjahr.

Der Familientag fand soviel Anklang, daß dieser durch Ausschießen eines Bürgerpokals erweitert wurde. Alle interessierten Bürger, die nicht der Schützenbruderschft angehören, konnten erstmals mit der Donnerbüchse einen Bürgerwanderpokal ausschießen. Auf diesem Wege wird ein Teil des Schützenwesens der Bevölkerung nähergebracht.

1994 wurden  der Titel des Bezirksschülerprinzen, -prinzen und des Bezirkskönigs gleichzeitig von Schützen der Bruderschaft errungen, was bis dahin noch keinem Verein im Berzirksverband  gelungen war. Nobert Gülden als Bezirkskönig, Karsten Engelmann als Bezirksprinz und Thomas Friske als Bezirksschülerprinz konnten den Verein damit gemeinsam auf höheren Ebenen in der Diözese und beim Bund vertreten. Hierbei gelang es Karsten Engelmann den Titel des Diözesanprinz zu erringen, was zusätzlich mit der Diözesanjungschützenstandarte belohnte wurde, die bei diesem Wettbewerb eingeweiht und zum ersten mal verliehen wurde um den Verein des neuen Diözesanprinzen ein Jahr lang zu begleiten. Thomas Friske wurde ich seiner Klasse mit sehr geringem abstand Zweiter und qualifizierte sich damit ebenfalls, wie auch Nobert Gülden und Karsten Engelmann für die betreffenden Bundeswettbewerbe beim Bundesschützenfest in Münster. Diese wurde von einer stattlichen Abordnung der Schützenbruderschaft besucht, die in Münster ein gemeinsames Wochenende verbrachte. Solche Veranstaltungen wurden in den folgenden Jahren durch erneute Qualifikationen besucht und von vielen Schützenbrüdern und Schützenschwester, sowie Jung- und Schülerschützen als gelungen Unternehmung im Rahmen der Schützenfamilie bestätigt.

Am Sonntag den 5.März 1995 fand der Bruderschaftstag aufgrund des Jubiläumsfestes im Pfaarsaal  zu Birkesdorf statt. Es waren alle 17 Bruderschaften des Bezirksverbandes vertreten. Dechant Bernhard Naphausen hielt hierbei ein Referat zum Thema:"Fastenzeit - Zeit der Umkehr".